Prof. Dr.-Ing. Carolin Bahr ist Professorin für Immobilienmanagement und Baubetrieb an der Hochschule Karlsruhe. Beim Treffpunkt FM am 6. Juni in München moderiert sie eine Diskussionsrunde zum Thema „Personalmanagement und Digitalisierung“. Im Interview erklärt sie vorab, wie beide Themen zusammenhängen.
Was bedeutet die zunehmende Digitalisierung im Gebäudemanagement für Ausbildung und Mitarbeiterqualifikation im FM?
Mit der Digitalisierung geht der Trend zur Vereinfachung von Geschäftsprozessen und zu vereinfachten Produkten. Bei der sogenannte McDonaldisierung steckt die Intelligenz im Prozess oder im Produkt selbst. Das bedeutet, dass es ausgehend vom heutigen Ausbildungs- und Qualifikations-Niveau zwei Tendenzen gibt. Zum einen die Tendenz nach unten zur Hilfsarbeit mit Kurz-Ausbildung oder Kurz-(Um)schulung: annähernd ungeschulte Mitarbeiter befolgen strikt vorgegebene Prozesse und stark vorgefertigte Bauelemente müssen nur noch angeschlossen oder zusammengesteckt werden. Zum anderen eine Tendenz nach oben zur hoch qualifizierten Experten-Ausbildung. Hier unterstützen wenige Spezialisten unqualifizierte Mitarbeiter mit technischen Hilfsmitteln wie z.B. IT Systemen, 3D Visualisierung und Hololensbrillen
Wie wird sich die aktuelle Entwicklung im Personalbedarf niederschlagen? Fallen Arbeitsplätze weg?
Durch die Vereinfachung der Prozesse und immer intelligentere Produkte, werden Stellenbeschreibungen in Richtung niedrig Qualifikation im Rahmen der Automatisierung sukzessive verschoben werden. Auch bei den hochqualifizierten Experten wird es eine Verdichtung geben, da ein Spezialist mithilfe IT gestützter Systeme gleich mehrere Liegenschaften oder Baustellen gleichzeitig betreuen kann. Experten werden zunehmend mehr komplexe Aufgaben bearbeiten, die einfachen Arbeiten entfallen bei Ihnen. Im Gegenzug hierzu wird es neue Aufgabenfelder und Geschäftsbereiche z.B. im Bereich der Datenanalyse oder der KI geben. Diese erfordern auch eine hohe Qualifikation der Mitarbeiter. Arbeitssicherung erfolgt somit auch durch weitere Qualifizierung und zwar lebenslang.
Beim Stichwort Digitalisierung fällt oft das Stichwort Kulturwandel, wenn es um das Thema Personalmanagement geht. Auf was müssen wir uns da im FM einstellen?
Die Kultur an sich wandelt sich in einem Unternehmen oder gar einer Branche nur sehr langsam. Wir erwarten hier eher eine Evolution statt einer Disruption. Diese wird eingeleitet und begleitet durch einen Wandel der Stellenbeschreibungen und nötigen Qualifizierung der Mitarbeiter. Der Kulturwandel wird nur funktionieren, wenn er aktiv unterstützt wird. Es muss eine digitale Agenda entwickelt werden. Zur Veränderung der Unternehmenskultur braucht es die Unterstützung von allen, also vom Management bis hin zu jedem einzelnen Mitarbeiter. Neben einer Vision von der digitalen Entwicklung wird es notwendig sein, viel zu Experimentieren und Erfahrung im digitalen Bereich zu sammeln.
Erfahren Sie mehr darüber im Rahmen des Treffpunkt FM am 6. Juni in München.
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