Am 1. Juli 2020 hat der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier gemeinsam mit den Geschäftsführern von Infraserv Höchst, im Industriepark Höchst den Grundstein für eine hocheffiziente Gasturbine gelegt. Die Anlage, die rund 300 Mio. Euro kostet, soll einen Beitrag zum Klimaschutz darstellen, indem sie den Kohleausstieg vorantreibt. Dazu erläuterte Bouffier: „Die neue Gasturbinenanlage wird dafür sorgen, dass Emissionen von rund 1 Mio. t pro Jahr vermieden werden.“
Stromerzeugung durch Gas
Aufgrund der im Industriepark Höchst ansässigen Pharma- und Chemieindustrie besteht dort ein erhöhter Strombedarf. Der Strom aus dieser Anlage soll aber auch in das Netz der allgemeinen Versorgung eingespeist werden, um die allgemeine Versorgungssicherheit des deutschen Stromnetzes trotz der geplanten Abschaltung der Kohle- und Kernkraftwerke zu sichern. Darüber hinaus ermöglicht sie eine flexible Stromproduktion: in Zeiten von Stromüberschuss kann die Anlage heruntergefahren werden, um den Vorrang von Strom aus erneuerbaren Energieanlagen zu unterstützen. In Zeiten niedriger Produktion von erneuerbaren Energien kann die Stromerzeugung dagegen maximiert werden.
Die Anlage besteht aus zwei Turbinen, die jeweils eine elektrische Leistung von 88 MW erreichen. Nachgeschaltet sind zwei Abhitze-Dampferzeuger, die jeweils pro Stunde bis zu 200 t Hochdruckdampf sowie maximal 22 t Niederdruckdampf erzeugen können. Zudem umfasst der Industriepark Höchst auch eine Ersatzbrennstoff-Verbrennungsanlage und eine Biogasanlage. Die Gasturbine soll 2022 in Betrieb gehen.
Kohleausstiegsgesetz
Getrübt wurden die Feierlichkeiten allerdings durch eine aktuell anstehende Entscheidung des Bundestags, der voraussichtlich am 3. Juli 2020 im Rahmen des Kohleausstiegsgesetz die Förderrichtlinien für Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen wie die neuen Gasturbinen ändern wird. Diese Anpassung soll rückwirkend auch für Projekte, deren Realisierung bereits begonnen hat, gelten. Daher könnten sich auch die Förderkriterien für die Anlage verschlechtern. Beide Geschäftsführer des Industriepark Höchst kritisierten die Aktualisierung des Gesetzes, weil er die Zukunft Deutschlands als Industriestandort gefährde.