Die deutsche Automobilindustrie trotzt der Corona-Pandemie mit ihren weltweiten Auswirkungen und stellt sich selbstbewusst dem Wandel hin zu alternativen Antriebstechnologien und der Mobilität von Morgen. Mit dem im September in Betrieb genommenen FIZ Nord eröffnet die BMW Group das neue Herzstück ihres globalen Forschungs- und Entwicklungsnetzwerks. Der von HENN entworfene Gebäudekomplex macht aus dem sukzessive erweiterten Münchener Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) einen der größten F&E Standorte in Europa und bekräftigt damit das Bekenntnis zum Entwicklungsstandort Deutschland. Das FIZ Projekthaus Nord ist ein Meilenstein des langfristig angelegten Programms „FIZ Future“, in das das Unternehmen eine Billion Euro investieren will. Damit ist es für BMW das größte Bauvorhaben dieser Dekade.
FIZ fördert Austausch
Im Projekthaus Nord, zwei dazugehörigen Bürokomplexen und einem Gebäude für Prüfstände und Messeinrichtungen werden künftig rund 4.800 Fahrzeugentwickler ihren Arbeitsplatz haben. Während der Neubau mit seiner technisch funktionalen Anmutung den industriell geprägten Charakter des FIZ betont, unterstreicht sein loftartiges Ambiente die Ausrichtung des Unternehmens als Tech Company. Daneben legte die BMW Group Wert darauf, die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter im Gebäude abzubilden und ließ vorab eine Netzwerkanalyse für die architektonische Planung erstellen. Eine diagonal verwobene Treppenanlage unter dem verglasten Atriumdach soll die Kommunikation stockwerkübergreifend fördern und im zentralen Atrium wechselseitige Ein- und Ausblicke ermöglichen.
Entwickler und Techniker, Designer und andere Experten sollen ständig und ohne großen Aufwand miteinander ins Gespräch kommen können. Die gesamte Struktur des Gebäudes soll die Zusammenarbeit fördern und den Austausch anregen. So gibt es im FIZ Nord multifunktionale Projektflächen für interdisziplinäre Teams. „Architektur schafft Raum für Inspiration“, erklärt Ilka Horstmeier, Personalvorständin und Arbeitsdirektorin bei BMW. „Die neuen Arbeitswelten bringen dort unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter themen- und funktionsübergreifend zusammen“. Auf einer Bruttogeschossfläche von gut 150.000 qm entwickeln ab sofort Fachspezialisten die Hard- und Software der künftigen Fahrzeuggenerationen der BMW Group.
BMW maximal vernetzt und digital
„Mit dem FIZ Nord machen wir unsere Entwicklung fit für die Zukunft – digital, vollvernetzt und so agil wie noch nie, um die Technologien von morgen und übermorgen in die Serie zu bringen. Damit stärken wir unsere Rolle als Hightech-Unternehmen und gleichzeitig den Forschungsstandort Deutschland“, sagte Oliver Zipse, Vorsitzender des Vorstands der BMW AG. Und auch das Gebäude folgt dem Prinzip der Smart-Building-Technologie und der digitalen Nutzersteuerung. Damit lassen sich seine Energieeffizienz deutlich steigern und alle bauspezifischen Prozesse konsequent digitalisieren.
Für die neuen F&E-Schwerpunkte Elektrifizierung, Digitalisierung und zunehmende Konnektivität der Fahrzeuge bietet das FIZ nunmehr die baulichen Voraussetzungen. Die BMW Group hat enorme Datenverarbeitungskapazitäten vorgesehen: So verfügt der FIZ-Komplex über 20.000 Server und eine Kapazität von über 90 Petabyte Storage, was dem Datenvolumen von 24 Mrd. Smartphone-Fotos à 4 MB entspricht. Der tägliche Datenaustausch aus und in das Münchner FIZ beträgt 115 Terabyte, ohne Berücksichtigung des eigens dafür errichteten Data Centers für autonomes Fahren in Unterschleißheim. Kaum vorstellbar, welche Kühlleistung etwa für die Serverräume notwendig sein wird.
Prüfstände und Labore nebenan
Erstmals arbeiten im FIZ Nord alle Entwickler von Fahrzeug-Antrieben unter einem Dach. Das fördert den intensiven Austausch und damit den Wissenstransfer zwischen den Technologien. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der Gesamtfahrzeugintegration – und damit auf die Beherrschung der steigenden Komplexität. Die über 2.000 Mitarbeiter dieses Bereichs profitieren von der räumlichen Nähe zu den täglich genutzten Prüfständen. Im Werkstattgebäude für Prüfstände und Messeinrichtungen stehen 100 Prüfstände und 200 Labore bereit, die mit neuester Technologie ausgestattet sind. Prüf-, Test- und Absicherungseinrichtungen für Hard- und Software sowie der Prototypenbau bilden das Herzstück des Konzepts, das alle wesentlichen Funktionen integriert und Prozesse deutlich verbessern soll.